Der Holunder blüht!
Endlich wieder Holunderzeit! Die ersten Blüten haben sich geöffnet und ich habe schon einen Holunderblütensirup angesetzt. Seit Jahren verwende ich dazu dasselbe Rezept. Es ist nicht ganz so süß und der Sirup schmeckt sehr fruchtig. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen endlich einmal einen ausreichend großen Vorrat anzulegen. Bei uns in der Familie ist der nämlich immer ruck-zuck weg…
Das Rezept findet Ihr weiter unten, aber jetzt erst einmal einiges Wissenswerte über den Holunder.
In einem alten Reim über den Holunder heißt es:„Beeren, Rinde, Blatt und Blüte, jeder Teil ist voller Güte.“
Allerdings ist in den Blättern, der Rinde, unreifen Beeren und in den Samen reifer Beeren das Glycosid Sambunigrin enthalten. Es wird als schwach giftig eingestuft und bei sensiblen Menschen und Kindern kann es zu Erbrechen, Krämpfen, Magenbeschwerden bis hin zu starkem Durchfall führen. Durch Erhitzen zerfällt Sambunigrin und die Beeren und Blätter verlieren ihre Giftigkeit. Deshalb sollte man die Beeren nicht in größeren Mengen roh verzehren.
Inhaltsstoffe
Glycoside, ätherisches Öl, Flavonoide, Cholin, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Gerbsäure. In den Früchten: Vitamin C, Provitamin A, Vitamin B1, B2, Bitterstoffe, ätherische Öle, Zucker und Harz.
Wirkung
Schweißtreibend, fiebersenkend, entzündungshemmend, blutreinigend, harntreibend, schleimlösend.
Am bekanntesten ist wohl der Holunderblütentee für seine schweißtreibende und fiebersendkende Wirkung bei fiebrigen Infekten. Die ätherischen Öle fördern aber auch die Schleimbildung und das Abhusten bei Husten. Eine vierwöchige Teekur mit frischen Blüten hilft zur Rekonvaleszenz nach einem Grippewinter und bei rheumatischen Beschwerden. Dazu trinkt man 3 Tassen täglich. Ein Tee aus den Blättern wirkt stark harntreibend und blutreinigend. Sebastian Kneipp empfahl für eine Frühjahrskur 8 Blätter kleinzuschneiden und mit einem 1/2 Liter Wasser aufzukochen.
Auch Paracelsus schrieb über die ausleitende Wirkung von Holunder über den Darm: »Die ersten Schösslinge des Holunder im Mai, weil sie weich und jung sind, sollen im Schatten getrocknet und aufbewahrt werden. Jenes Laxativum purgiert und laxiert nicht, sondern es hält die Natur dazu an, dass die Natur ihre natürlichen Stühle liefert. «
Holunder wirkt außerdem aktivierend auf das Kreislaufsystem, vor allem auf die Kapillaren, die kleinsten Gefäße. Damit wird der gesamte Körper besser durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Auch Giftstoffe uns Schlacken können besser entsorgt werden.
Der Saft aus den Holunderbeeren enthält Zink und Vitamine, vor allem Vitamin C und aktiviert damit das Immunsystem. Laut einer Studie kann damit Holundersaft die Dauer einer Erkältung verkürzen. Holundersaft mit Zitrone hilft im Winter auch Infekten vorzubeugen.
Der Farbstoff Anthocyanen, der den Holunderbeeren ihre schwarze Farbe gibt, schützt das Herz und senkt den Blutdruck um bis zu 10mm/Hq. Dazu trinkt man zwei Wochen lang ein Glas Holundersaft pro Tag.
Magie und Mythos
Den Germanen und Kelten galt der Holunder als heiliger Baum, der die Göttin Hulda oder Perchta verkörperte.
Die Holda, Hulda oder Frau Holle (die Huldvolle) scheint ursprünglich ein Beiname der skandinavischen Göttin Frigg oder Freyja gewesen zu sein. Gleiches gilt für die Perchta (die Glänzende), wie Frau Holle vor allem im Alpenraum genannt wird. Im germanischen Raum war es die Erdgöttin Nerthus oder Hertha. Ihre Namen sind etymologisch verwandt und gehen alle auf denselben Archetypus der steinzeitlichen Erdmutter zurück.
Wie alle alten Erdgöttinnen bringt Frau Holle Fruchtbarkeit und Fülle. Sie wohnt in Seen oder Brunnen, die den Eingang in ihr Reich markieren und ist damit auch die Göttin der Anderswelt, des Jenseits, wo die Seelen der ungeborenen Kinder wohnen und wohin die Toten gehen. Im Frühling geht sie über die Felder und lässt die Saat wachsen. So vereinigt sie in sich letztendlich alle drei Aspekte der Großen Göttin der Steinzeit. Sie trägt alle Aspekte des Lebens in sich: Werden, Reifen und Vergehen.
In Nordeuropa wurden Verstorbene noch vor gar nicht allzu langer Zeit auf Holunderzweige gebettet. Im Holunder sollten außerdem die guten Hausgeister wohnen und das Haus und seine Bewohner vor Schaden bewahren. Daher sollte man den Holunder auch weder beschneiden noch fällen, denn durch die Entfernung des Holunders beraubte man die guten Hausgeister ihrer Wohnstätte.
In Schweden heisst es, dass man den Elfenkönig und sein Gefolge sehen kann, wenn man sich bei Sonnenuntergang in der Mittsommernacht unter einen Holunderbaum setzt.
Vorsicht beim Sammeln!
Es gibt 40 verschiedene Holunderarten, drei davon sind in Mitteleuropa heimisch. Heilkräftig und ungefährlich ist vor allem der Schwarze Holunder (Sambucus nigra). Der Traubenholunder oder roter Holunder (Sambucus racemosa) hat eher traubenartige angeordnete, grünlich-weiße Blüten und ist ebenfalls nur schwach giftig. Seine roten Beeren sind eßbar, wenn man die Samenkerne entfernt, für viele Menschen aber doch eher unverträglich. Er hat nicht diesselbe Heilwirkung wie der schwarze Holunder. Gefährlicher wird es beim sogenannten Zwergholunder oder Attich (Sambucus ebulus). Er ist in allen Teilen giftig. Der Zwergholunder wird nicht so hoch (maximal 1,5 -2 Meter) wie der Schwarze Holunder (bis zu 10 Meter). Er ist ein krautiges Gewächs ohne verholzten Stamm und Äste, das im Winter abstirbt. Der Zwergholunder riecht etwas unangenehm. Seine Blüten sind eher rötlich-weiß mit purpurfarbenen Staubbeuteln und riechen leicht nach Bittermandel. Die Blüten des Schwarzen Holunder dagegen sind gelblich-weiß mit gelben Staubbeuteln und haben den typischen Holunderduft. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt riechen sie unangenehm. Die Blätter des Schwarzen Holunder hingegen riechen beim Zerreiben ähnlich wie die Blüten. Besonders große Verwechslungsgefahr besteht bei den Beeren, die sich sehr ähnlich sehen. Beim Attich steht die Beerendolde allerdings aufrecht auf einem steifen Stängel, während sie beim schwarzen Holunger hängt. Sehr gute Bilder findet man hier: http://www.botanik-bochum.de/html/pflanzenbilder/Sambucus.htm
Rezept Holunderblütensirup
Von 20 Blütendolden die größeren Stiele entfernen und gut ausschütteln, da auch kleine Insekten gerne in den Blüten wohnen.
Diese dann in 2 Litern abgekochtem und abgekühltem Wasser und dem Saft von 4-5 Zitronen, 24 Stunden ziehen lassen.
Dann, je nachdem wie süß man es mag 400 – 1000 g Zucker (ich nehme immer nur 400g) in 1 Liter Wasser auflösen, aufkochen und abgekühlt zu dem Ansatz geben. Weiter 24 Stunden ziehen lassen, nochmals aufkochen, abfiltrieren und heiß in saubere Flaschen füllen.
Verdünnt mit Wasser, ein wunderbar erfrischendes Sommergetränk.
Quellen
www.heidenheimer-kraeuterhexe.de, www.kraeuter-verzeichnis.de, www.heilkraeuter.de, Dr. E.Hohenberger, Heil- und Gewürzkräuter, Naturbuchverlag, Die Kräuterkunde des Paracelsus“ (AT Verlag) von Margret Madejsky und Olaf Rippe
3 Comments
[…] einige Infos zur Heilwirkung und Mythen um die alte Kulturpflanze Holunder findet ihr im Artikel vom letzten Jahr. Im Herbst, wenn die Beeren reif sind, folgt dann noch ein ausführliches Pflanzenportait. Denn […]
hi
mit den blüten nochmals aufkochen oder ohne?
lg
Ohne Blüten nochmals aufkochen und dann gleich abfülllen.