Der Landschaftstempel Bad Urach – Die Gütersteiner Wasserfälle
Eine weitere beeindruckende Wanderung beginnt ebenfalls am Parkplatz an der Gaststätte. Sie führt zu den Gütersteiner Wasserfällen und über den Runden Berg zurück zum Ausgangspunkt.
Gütersteiner Wasserfälle
Diesmal folgt man also den Schildern zu den Gütersteiner Wasserfällen in das zweite Seitental des Brühlbachs und vorbei an einer Außenstelle des Haupt- und Landgestüts Marbach im ehemaligen Klosterhof der Kartause Güterstein. Kurz darauf beginnt der Aufstieg am Ende des Tals und man erhascht den Blick auf einen ersten Wasserfall. Von hier aus zieht sich die Wasserfälle über insgesamt 110 Höhenmeter und mehrere Stufen in die Höhe. Zwischendurch bahnt sich das Wasser in vielen kleinen Rinnsalen über moosbewachsene Kalkterassen seinen Weg ins Tal.
Es hat viel geregnet die Tage zuvor, aber heute scheint die Sonne, zaubert die unterschiedlichsten Schattierungen von Grün aufs Moos, bringt die unzähligen kleinen Wasserkaskaden zum Funkeln wie tausend Diamanten. Fast unwirklich schön ist das, eine Märchenwelt. Man bemerkt den steilen Aufstieg kaum, denn immer neue Perspektiven öffnen sich und man kann sich kaum sattsehen an diesem Naturwunder. Die Kalkablagerungen haben eine vorspringende Felsnase gebildet über die das Wasser hinabstürzt. Balanciert man über den umgestürzten Baum, der hier quer über dem Wasserlauf liegt, sieht man erst, dass es dahinter noch weiter geht und es eröffnet sich der Blick auf die nächste Stufe.
Darüber ein angelegtes Becken, in das ein weiterer Wasserfall über Felsgestein stürzt. Einheimische erzählen begeistert von der besonderen Stimmung an diesem Ort, frühmorgens wenn die ersten Sonnenstrahlen das Becken treffen.
Hier befand sich ein im frühen 13. Jhdt. gegründetes Zisterzienserkloster von dem heute jedoch nichts mehr zu sehen ist. Es wurde während der Reformation aufgelöst und die Gebäude abgetragen. Während der Zeit der Teilung Württembergs 1441/1442, war Güterstein die Grablege der Grafen von Württemberg. Diese wurden nach Verfall des Klosters in die Stiftskirche Tübingen verlegt.
Der Runde Berg
Oberhalb der Gütersteiner Wasserfälle zieht sich der Weg am Hang entlang Richtung Runder Berg. Dieser ist durch einen schmalen Grat mit der Albhochfläche verbunden. Plötzich fällt das Gehen schwer, als hätte man Blei an den Füssen. Hier muss eine energetische Schwelle sein, die es Eindringlingen schwer machen sollte auf das kleine Plateau zu gelangen.
Kurz darauf hat man es geschafft und tritt aus dem Wald heraus auf eine kleine Lichtung. Einige Tafeln berichten von den archäologischen Ausgrabungen, die hier durchgeführt wurden.
An dieser Stelle befanden sich mehrere vor- und frühgeschichtliche Höhensiedlungen. Es gibt Funde aus der frühen Bronzezeit, der Hallstatt- und Latènezeit (Kelten). Bald nach der römischen Besatzungszeit ließen sich die Alemannen dort nieder. Im 4.-5. Jahrhundert residierte hier ein alemannischer Kleinkönig. Später hat es weitere Burgen und Adelssitze dort gegeben, bis der Runde Berg im 11.Jahrhundert endgültig verlassen wurde.
Der Ort ist friedlich und abgeschieden. Die Bäume rund um die Lichtung wachsen hoch, so dass man keinen Ausblick hat. Man fühlt sich geschützt und kann Wurzeln schlagen. Will sagen: wenn die Zeit nicht drängt, kann man hier schon einmal die Zeit vergessen…
Eindeutig ein Yin-Platz, ein Mondort. Tanz auf dem Bauch der Großen Mutter.
Ein Freund berichtete von seltsamen Begebenheiten beim Aufstieg auf den Berg in einer Vollmondnacht vor 30 Jahren. Kleine Wesen trieben ihren Schabernack mit ihm, führten ihn in die Irre und brachten ihn zum Stolpern. Er kam letztendlich etwas zerschunden oben an, aber so schnell hat er das Abenteuer nicht vergessen.
Ich stelle mir vor, dass die Kuppe vor ca. 3000 Jahren noch nicht bewaldet war und auch als die Menschen hier bereits siedelten, der Wald gerodet war, und man den Hohenurach und die umliegenden Höhen von hier aus sehen konnte. Möglicherweise beobachtete man von hier aus die Feuer und kultischen Handlungen zur Sommersonnwende und anderen Festen, die auf dem Hohenurach zelebriert wurden. Dieser liegt von hier aus gesehen genau in Richtung des Sonnenaufgangs zur Sommersonnwende und des Vollmondaufgangs zur Zeit der Wintersonnwende.
Vom Runden Berg führt ein sehr steiler, manchmal kaum sichtbarer Pfad hinunter ins Schießtal und von dort zurück zum Parkplatz. Im Winter und bei Regen beziehungsweise nach starken Regenfällen ist er allerdings nicht zu empfehlen.
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Und noch ein kleines Video: http://youtu.be/DAYq-1Z2_cg
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