Frühjahrskur mit Wild- und Heilpflanzen 3

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Pflanzen für eine gute Verdauung

Wie schon zuvor beschrieben sind eine gute Verdauung und ein funktionierender Darm unbedingt nötig um die Leber und den Stoffwechsel zu entlasten, sowie mobiliserte Giftstoffe und Schlacken schnell auszuscheiden.

Bitterstoffe

In diesem Zusammenhang spielen die Bitterstoffe eine herausragende Rolle. Für eine gute Verdauung müssen die entsprechenden Verdauungssäfte in ausreichender Menge zur Verfügung stehen: Magensäure, Gallensaft und die Enzyme der Bauchspeicheldrüse. Sie alle sind dafür verantwortlich unsere Nahrung in ihre Grundbausteine Fettsäuren, Kohlehydrate (Zucker) und Proteine zu zerlegen, die unser Körper dann verwerten oder speichern kann.

Leider sind die meisten Bitterstoffe inzwischen aus unseren modernen Kulturgemüsen weggezüchtet worden und wir bekommen generell viel zu wenig davon.

Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte an. Das geschieht in zwei Phasen: Zuerst über die Geschmacksrezeptoren für den bitteren Geschmack im Mund, dann über die Freisetzung von Gastrin im Magen. Dieses stimuliert die Magensäure, sowie den Gallen – und Pankreassaft. Die Magenmotorik und die Darmperistaltik wird angeregt, der Magen entleert sich schneller, die Durchblutung der Magenschleimhaut wird gesteigert.

Bitterstoffe regen außerdem die Bildung des sogenannten Intrinsic Factor an, der gebraucht wird um Vitamin B12 aufzunehmen. So unterstützen sie sogar die Blutbildung. Sie fördern zudem die Basenbildung, wirken entsäuernd auf den Organsismus und verbessern damit auch die Funktion der Verdauungsenzyme. Sie fördern die Gesundhung einer gestörten Darmschleimhaut, wirken blähung-, fäulnis und gärungswidrig, helfen bei Verstopfung und regen den Apettit an. Ausserdem wirken Bitterstoffe generell vitalisierend und kräftigend, sie machen wach.

Man kann das leicht selbst ausprobieren, indem man ein kleines Stück eines Wermutblattes in den Mund nimmt und kaut. Sofort fängt der Speichel an zu fließen und in den Gedärmen beginnt es zu gluckern. Wenn man sich vorher müde und schlapp fühlte, wird man wach und klar.

Heilpflanzen mit Bitterstoffen

Heilpflanzen mit Bitterstoffe verbessern nicht nur die Verdauung, sondern sind in der Regel auch typische „Leber/Galle-Pflanzen“, die die Leber schützen, heilen und ihre Funktion stärken.

Zu den stärksten Bitterstoffpflanzen gehören Artischocke (Bitterwert ab 10 000), Gelber Enzian (Bitterwert 10 000 – 30 000) und Wermut (Bitterwert 15 000).

Artischocke

Die Artischocke stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und ist in unseren Breiten nicht heimisch da sie frostempfindlich ist. So wird man sie kaum selbst anbauen und in freier Wildbahn kommt sie hierzulande nicht vor. Deshalb wird man in der Regel auf Fertigpräparate zurückgreifen.Verwendet werden die Blätter vor der Blüte. Als Tee, Frischpflanzenpresssaft oder Fertigpräparate/Dragees.

Neben ihrer verdauungsfördernden Wirkung ist die Artischocke ist eine der wichtigsten Pflanzen für die Leber. Sie wirkt gallenflussfördernd, leberregenerierend und -schützend, stoffwechselfördernd, antioxidativ, appetit- und verdauungsanregend, tonisierend, krampflösend und blähungswidrig. Sie fördert die Sekretion der Bauchspeicheldrüse und senkt die Blutfettwerte.

Damit ist sie eigentlich die perfekte Pflanze um eine Frühjahrskur zu unterstützen.

Gelber Enzian

Regt Speichel-, Magensaft- und Pankreassekretion und die Produktion von Galle an. Appetitanregend, fördert die Durchblutung der Schleimhäute und die Magenentleerung. Verbessert den Tonus von Magen und Darm. Wirkt generell tonisierend.

Die Wurzel des Gelben Enzians wird im Spätherbst oder Vorfrühling geerntet. Die Pflanze steht unter Naturschutz und kommt hauptsächich im Alpenraum vor.

Dosierung und Anwendung

Teeaufguss: 3- bis 4-mal täglich eine Tasse warmen Enziantee trinken; Zur Appetitanregung soll der Tee jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden. Tagesdosis: 2 bis 4 g Droge.

1 bis 2 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Enzianwurzel mit 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.

Auch als Tinktur oder Enzianwein. 50 g Droge auf ein Liter Wein, 8 Tage ziehen lassen. Likörglasweise trinken. Etwas im Mund lassen. Wirkt über den bitteren Geschmack bereits im Mund.

Wermut

Wermut wirkt wie alle anderen Bitterstoffpflanzen anregend auf die Sekretion aller Verdauungssäfte in Mund (Speichel), Magen, Galle und Bauchspeicheldrüse und ist blähungswidrig. Außerdem krampflösend, bakteriostatisch und entzündungswidrig. Er wirkt anregend auf das zentrale Nervensystem macht wach, stärkt und durchwärmt den gesamten Organismus.

Der Wermut ist zwar eine heimische Pflanze, treibt aber erst spät im Frühling aus. Will man ihn für eine Bitterstoffkur im zeitigen Frühjahr einsetzen, muss man sich im Vorjahr einen Vorrat anlegen oder ebenfalls auf Fertigpräparate zurückgreifen.

Wermutwein nach Hildgegard von Bingen

Hildegard von Bingen empfiehlt den Wermut gegen alle Arten von Erschöpfung und ganz besonders den Wermutwein als Frühjahrskur um den Stoffwechsel anzuregen und die Lebensgeister zu wecken.

„Der Wermut ist sehr warm und sehr kräftig und ist der wichtigste Meister gegen alle Erschöpfungen…Und wenn der Wermut frisch ist, zerstoße ihn, und dann koche Wein mit Honig ein wenig, und gieße diesen Saft in den Wein, und trinke dies nüchtern von Mai bis Oktober jeden dritten Tag und es unterdrückt die Melancholie in dir, und es macht deine Augen klar, und es stärkt das Herz, und es lässt nicht zu, dass die Lunge krank wird, und es wärmt den Mqgen, und es reinigt die Eingeweide, und es bereitet eine gute Verdauung.“

“Wenn der Wermut frisch grünt, zerstampfe ihn und presse durch ein Tuch den Saft aus den Blättern.  Koche den Saft mit Wein mit Honig – aber nicht zu stark – und gieße von diesem Saft so viel in den Wein, daß der Wermutgeschmack den Wein- und Honiggeschmack übertrifft.  Das trinke vom Mai bis zum Oktober jeden dritten Tag nüchtern vor dem Frühstück.

Wermut-Elixier

Wermutfrühlingssaft (40 ml)
1 Liter Wein
150 g Honig
Man preßt dem jungen Wermut den Saft aus, nachdem man ihn zerkleinert (durch den Wolf getrieben) hat.  Dann kocht man Wein mit Honig kurz auf und gießt diesem Saft in den noch siedenden Honigwein. Jeden zweiten Tag ein Likörglas vor dem Frühstück kurmäßig von Mai bis Oktober

Wildpflanzen mit Bitterstoffen

Viele Wildpflanzen enthalten generell mehr Bitterstoffe als Kulturpflanzen, sind aber nicht so stark wie Artischocke, Enzian oder Wermut. Die wichtigsten sind hier Tausendgüldenkraut (Bitterwert 2 000 – 12 000), Schafgarbe (Bitterwert ab 5 000), Wegwartenwurzel (Bitterwert ab 800) und Löwenzahn(wurzel) (Bitterwert ab 100).

Wobei das Tausendgüldenkraut selten geworden ist und unter Naturschutz steht und somit nicht wild gepflückt werden darf! Löwenzahn und Löwenzahnwurzel, sowie Wegwartenwurzel kann man im Frühling gut in seinen Speiesplan einbauen. Mehr zum Löwenzahn, der unbedingt zu einer Frühjahrskur gehört, gibt es dann später bei den harntreibenden Pflanzen.

 Schafgarbe

Die Schafgarbe gehört zu den ältesten Heilpflanzen der Welt. Für die Frühjahrskur spielen vor allem die Bitterstoffe und die verdauungsfördernde Caffeoylchinasäure eine Rolle. Dafür kann man die Blättchen auch schon im Frühjahr ernten und als Tee oder in Wildkräutergerichten genießen. Die Haupterntezeit der Schafgarbe als Heilkraut ist allerdings dann zur Blütezeit im Frühsommer (Mai-Juni). Dann ist auch der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten.

Schafgarbe wirkt apettitanregend und galleflußfördernd, generell sektretionsfördernd, krampflösend, blähungswidrig, tonisierend, leberschützend, entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilungsfördernd.

Dosierung und Anwendung

Als Tee, Frischpflanzenpresssaft, Tinktur, Arzneiwein: 50g Blüten und Kraut auf 0,7 l Weißwein, 10 Tage ziehen lassen, Wildgemüse.

Tee: 1 Tl Droge mit einer Tasse heißem Wasser übergießen und 7 Minuten ziehen lassen.

Schafgarbensaft

Der aus den frischen Blättern und Blüten gepresste Schafgarbensaft diente in der Volksmedizin als Frühlingskur. Dazu verabreichte man ein bis zwei Esslöffel täglich. Schafgarbensaft wird als gutes Mittel gegen Arterienverkalkung beschrieben.

Schafgarbenwickel

Um die Leber zu unterstützen kann man während der Frühjahrskur ab und zu einen Leberwickel mit Schafgarbentee machen.

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