Frühlingskräuter Teil 6 – Giersch

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Letztes Jahr hatte ich einen seit Jahren nicht gepflegten Garten übernommen und die Gemüsebeete waren überwuchert von den unterschiedlichsten Pflanzen, darunter der Giersch. Eigentlich wächst er unter der Hecke, aber hatte sich doch ganz schön ausgebreitet und so hieß es Ärmel hochkrempeln und Spaten auspacken. Der Giersch ist ein zähes Kraut, dass sich sowohl über Samen, aber auch vor allem über Wurzelausläufer vermehrt. Noch aus dem kleinsten Stückchen Wurzel kann eine neue Pflanze wachsen und so hat man nur eine Chance: ausgraben. Zwei Mal haben wir umgegraben und alles heraussortiert, was im entferntesten nach Gierschwurzel aussah – und zugegeben ohne den selbstlosen Einsatz meines Mannes, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Doch unsere Mühen waren tatsächlich von Erfolg gekrönt und nun wächst er wieder brav unter und am Rand der Hecke und ich kann mich an ihm freuen. Denn der Giersch ist beileibe nicht nur ein unerwünschtes „Unkraut“, sondern ebenso ein leckeres Wildgemüse und eine traditionelle Heilpflanze  und wenn er sich nicht gerade unkontrolliert ausbreitet und ich ihn im Schweiße meines Angesichts ausgraben muss, mag ich ihn eigentlich sehr.

Vorkommen

Überall in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens, vor allem in laubwaldreichen Gebieten, da er schattige oder halbschattige, feuchte Standorte mag. Er bevorzugt stickstoffreichen Boden, deshalb wächst er auch gerne in Gärten.

Botanik

Der Giersch, lateinisch: Aegopodium podagraria, gehört zur Familie der Doldenblütler. Er wird 30 cm – 1m hoch und blüht ab Ende Mai/Anfang Juni weiß. Bodennahe Blätter bleiben oft auch im Winter erhalten.

Erkennungsmerkmale

Der Giersch breitet sich in der regel großflächig aus hat eine sehr charakteristiche Blattform. Seine Blätter sind zweifach dreigeteilt und gezähnt. Der Stängel ist dreieckig, an der einen Seite rund und auf der gegenüberliegenden Seite mit einer Furche versehen. Vor allem wenn man Gierschblüten sammelt, sollte man achtsam sein und auf die richtigen Blätter zur Blüte achten, denn unter den weißblühenden Doldenblütlern gibt es sehr giftige Arten, wie zum Beispiel die Hundspetersilie und den Schierling und diese können, vor allem in freier Wildbahn, durchaus auch mitten in einem Gierschfeld stehen…und da spreche ich aus Erfahrung, denn bei meiner Wildpflanzenausbildung habe ich es live erlebt.

Giersch Blatt und Stängel mit dreieckigem Querschnitt

Inhaltsstoffe

Giersch enthält viermal soviel Vitamin C wie Zitronen und Vitamin A. Er ist außerdem eines der eiweißreichsten Wildgemüse. Er enthält zudem eine große Menge an wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen, darunter besonders Eisen, Mangan, Kupfer, Titan und Bor. Außerdem Kalium, Calcium, Magnesium, Zink und Kieselsäure. Im Vergleich mit dem Grünkohl, der mit 2 mg Mineralien und Spurenelemente pro 100g eines der mineralstoffreichsten Kultur-Gemüse ist, schafft der Giersch locker mehr als das 13-fache, nämlich 27 mg.

Der Giersch als traditionelle Heilpflanze

In der Volksheilkunde wurde der Giersch traditionellerweise zur Behandlung von Rheuma und Gicht verwendet – daher auch der Beiname „podagraria“ von Podagra = Gicht. Das mag unter anderem auf seinen hohen Gehalt an Mineralien zurückgehen. Dieser fördert den Stoffwechsel und wirkt basisch.

Giersch hat außerdem harnsäurelösende, entwässernde, entsäuernde, verdauungsanregende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften.Die Kieselsäure stärkt außerdem das Bindegewebe.

So hilft der Giersch genau dann, wenn die ersten zarten, jungen Blättchen im Frühjahr sprießen und unterstützt mit seinen Inhaltsstoffen eine das Ausschwemmen von Giften und Schlacken während einer reinigenden und erneuernden Frühjahrskur.

Als Breiumschlag kann man Giersch auf schmerzende Gelenke auflegen und auch bei Insektenstichen kann er gute Dienste leisten. Als Tee soll er helfen, weiteren Gicht-Anfällen vorzubeugen.

Giersch in der Küche

Ganz junge, sich gerade entfaltende Blätter kann man gut in einem Wildkräutersalat, in Kräuterbutter oder Kräuterquark verwenden. Etwas größere Blätter kann man wie Spinat verarbeiten, pur oder in Kombination mit anderen Gemüsen: in Gemüsegerichten, einer Wildpflanzenquiche oder in Blätterteig…der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Auch als Zutat zu einem grünen Wildkräutersmoothie schmeckt Giersch lecker (siehe auch: Zeit für Smoothies aus Wildkräutern). Der Geschmack ist leicht würzig und erinnert etwas an Petersilie oder Sellerie.

In Russland wird Giersch auch, wie Sauerkraut eingemacht und milchsauer vergoren.

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