Herbstliche Wildfrüchte – Die Hagebutte
Wenn die Tage kürzer werden, die Blätter in allen Farben leuchten und die ersten Nachtfröste anstehen, hält die Natur nochmals einige wertvolle Geschenke für uns bereit. Die „wilden Früchtchen“ machen in der Ernte und Verarbeitung zwar etwas mehr Mühe als die modernen Zuchtformen, haben dafür aber auch einiges mehr zu bieten. Sie enthalten weniger Fruchtfleisch und Wasser, dafür eine geballte Ladung wertvoller Inhaltsstoffe in sehr konzentrierter Form, die wir in der dunklen und kalten Jahreszeit gut gebrauchen können. Die Hagebutte zum Beispiel wird in ihrem Vitamin C Gehalt nur durch die südamerikanische Acerolakirsche übertroffen. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah…
Die Hagebutte
Hagebutten werden die Früchte der Rosen genannt. Im Prinzip sind sie alle essbar. Zucht- und Gartenrosen werden allerdings in der Regel mit giftigen Spritzmitteln behandelt. Diese sollte man nicht ernten. In freier Wildbahn finden wir Hagebutten vor allem an der wilden Hecken- oder Hundsrose (rosa canina).
Inhaltsstoffe
Die Hagebutte ist eine wahre Vitamin C – Bombe! Sie enthält zwischen 500 und 1700 mg Vitamin C pro 100g essbarem Anteil. Dabei wird sie nur noch von der südamerikanischen Acerola-Kirsche ( 1400–4500 mg) übertroffen. Zum Vergleich ist in Orangen oder Zitronen „nur “ etwa 50 mg/100g Frucht Vitamin C enthalten. In früheren Zeiten war deshalb die Hagebutte als günstiger, leicht verfügbarer, einheimischer Vitaminspender sehr beliebt.
Außer Vitamin C enthält die Hagebutte die Vitamine A, K, P, B, Pektine, Fruchtsäuren, Zucker und Gerbstoffe. Carotinoide sind für die leuchtend orange-hellrote Farbe verantwortlich. Auch der Mineralstoffgehalt kann sich sehen lassen: 512 mg Kalium, 47 mg Natrium, ,50 mg Calcium, 122 mg Magnesium, 10 mg Eisen und 54 mg Phosphor.
Das Vitamin C der Hagebutte ist, im Vergleich zu anderen Vitamin C-haltigen Pflanzen, sehr stabil und bleibt auch nach kurzem Kochen oder im Tee nach dem Überbrühen noch weitgehend erhalten. So kann man die Hagebutte auch im Winter als Tee oder in Form von Hagebuttenmark oder –marmelade genießen.
Das macht die Hagebutte nicht nur zu einem Genuß, sondern zu einem wirksamen Nahrungs- und Heilmittel für die dunkle und kalte Jahreszeit: als Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten und Erkältungen oder in der Rekonvaleszenz.
Ernte und Verarbeitung
Die beste Zeit für die Ernte ist der Oktober. Hagebutten sollte man vollreif, aber vor dem ersten Frost ernten.
Leider ist die Verarbeitung der Hagebutte etwas zeitaufwändig, da die Kerne und kleinen Härchen in ihrem Inneren entfernt werden müssen, wenn man Hägenmark herstellen möchte. Vor allem die Härchen sind mit kleinen Wiederhaken „bewaffnet“ die jucken und Haut und Rachen reizen.
Einige Praktikerinnen haben mir aber inzwischen versichert, dass es auch einfacher geht, als die Kerne aus jeder einzelnen Frucht zu pulen. Dazu kocht man die Hagebutten in genügend Wasser weich. Dann zerstampft man sie, bis ein Mus entsteht, dass man durch die Flotte Lotte passieren kann. Dieses wiederum kann man mit Wasser noch etwas verdünnen, so dass man es durch ein Sieb streichen kann. Da ich dieses Jahr jede Menge schöner Hagebutten habe, werde ich es die nächsten Tage einmal so versuchen…
Hagebuttenmark kann man auch fertig kaufen. Dabei sollte man aber auf biologische Qualität und schonende Verarbeitung achten, denn die meisten Hagebutten werden nicht in Deutschland angebaut oder gesammelt. Außerdem sollte der Konservierungsstoff E 210 (Benzoesäure) nicht enthalten sein. Teile davon werden in Produkten mit hohem Vitamin C-Gehalt, wie zum Beispiel bei der Hagebutte, zum krebserregenden Benzol umgewandelt.
Einfacher ist Hagebutten als Tee zu verwenden. Hier können die Früchte einfach halbiert und dann getrocknet werden. Beim Aufbrühen bleiben die Härchen dann im Teesieb hängen und die Kerne ergeben zusätzlich ein feines Vanillearoma.
Wer die Möglichkeit hat in seinem Garten eine entsprechende Pflanze anzusiedeln, dem sei vor allem die „Pillnitzer Vitaminrose“ empfohlen. Sie wurde hinsichtlich eines besonders hohen Vitamingehalts gezüchtet.