Qietschbunte Farbtupfer im Herbstnebelgrau begrüßen mich bei meinem Spaziergang durch das Goldersbachtal. Pink mit Orange – welcher von Kräutertau beschwipste Pflanzengeist hat sich das wohl ausgedacht, fragt man sich da.
Ich liebe den Herbst, obwohl man an jeder Ecke inzwischen sehen kann wie sich das Vegetationsjahr seinem Ende zuneigt. Welke, braune Blätter, kahle Stängel, wie mahnende Finger der Natur, dass jedem Aufstieg ein Niedergang folgen muss. Die Fülle des Sommers ist nicht von Dauer, das Wachstum nicht unendlich – und das ist auch gut so. Würde die Menschheit das endlich begreifen, wäre Vieles besser in dieser Welt. Die Natur lehrt uns wie Leben funktioniert, alles andere ist Illusion.
Es ist feucht und kühl. Das Tal ist still und abgelegen, kein Autolärm und nur wenige Menschen sind bei diesem Wetter unterwegs. Der Herbst hat eine Art von Stille ganz anders als der Frühling und der Sommer. Er lädt ein zur Reflektion des Gewesenen. Zum Nachdenken und Philosophieren – das kommt meinem Naturell entgegen. Welche Ideen dieses Jahr haben Frucht getragen und wie ist die Ernte ausgefallen?
Meine Ernte sind ein paar Wildkräuter für den täglichen Smoothy: Brennessel, Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe, Labkraut. Fast hätte es auch noch Gemüse gegeben, doch die Gänsedistel entpuppt sich bei näherem Hinsehen leider als die „rauhe“ Variante, das heißt bitter und ungenießbar. Schön, mit ihren skurril gewundenen Blättern ist sie trotzdem.
Die „Gewöhnliche“ oder Kohl-Gänsedistel ergibt trotz ihrer stacheligen Blätter ein sehr schmackhaftes Gemüse. Mehr zur Gänsedistel schreibe ich dann noch im nächsten Beitrag.
Das Goldersbachtal liegt im ältesten Naturpark Deutschlands, dem Schönbuch bei Bebenhausen wenige Kilometer nördlich von Tübingen. Es zieht sich vom ehemaligen Zisterzienserkloster Bebenhausen und späteren Jagdschloß der württembergischen Könige bis weit in den wunderbaren Laubwald hinein.