Irisches Tagebuch – Teil 5 – Garinish Island und Livemusik in Bantry

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Samstag, 30.5.15

Garinish Island

Garinish Island, die weltberühmte Garteninsel in der Bantry Bay im Südwesten Irlands, ist so etwas wie die Mainau des Nord-Atlantiks.

Am 10. August 1910 kaufte der wohlhabende britische Geschäftsmann und Parlamentsabgeordnete John Annan Bryce vom Britischen Kriegsministerium einen nackten 15 Hektar großen Felsen in Glengarriff Harbour. Er beauftragte dann den renommierten Architekten und Landschafts-Designer Harold Peto mit der Planung für ein herrschaftliches Haus und einen ambitionierten Pflanzengarten, heuerte über 100 irische Arbeiter an, ließ tonnenweise Mutterboden auf die Insel schaffen und verwandelte eine wilde Naturinsel binnen weniger Jahre in ein kultiviertes subtropisches Kleinod.

Von 1911 bis1914 regierten die Bauarbeiter auf der Insel, die eigentlich einmal Ilnacullin, die Insel der Stechpalmen, geheißen hatte – die aufgrund der Nähe zu Glengarriff bei den Einheimischen allerdings nur als Garinish, die nahe Insel bekannt ist. Bald war das Fundament für einen dreiteiligen Garten geschaffen – mit einem formalen klassischen Park im italienischen Stil, einem wilden Landschaftspark und einem ummauerten Garten. 1953 übernahm der irische Staat die Insel.

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Der Weg nach Garinish Island führt an Robbenbänken vorbei und wenn man Glück hat, kann man auch einen Weißkopf-Seeadler beobachten, der auf der Insel lebt. Wir hatten Glück.

Energetisch ist die Insel nicht besonders interessant, aber wer Pflanzen und Blüten mag, kommt trotzdem auf seine Kosten.

Ein Kraftplatz der besonderen Art…

Die spannendere Unternehmung diesen Tages war für mich zugegebenermaßen unser Abend im Pub. In den irischen Dörfern und Städtchen hat man meist den Eindruck, dass es mehr Pubs als sonst etwas dort gibt. Es mag irgendwo keinen Laden, keine Tankstelle oder keine Post geben, einen, bzw. mehrere Pubs gibt es aber immer – und in jedem ist Live-Musik. Samstag ist der Abend der Abende und einen Pubbesuch sollte man sich keinesfalls entgehen lassen, wenn man in Irland ist – auch wenn man, wie ich, sonst nicht unbedingt ein Kneipengänger ist.

Um 10 waren wir da, ab 10.30 würde es dann losgehen mit Musik. Francas Stammband spielte leider nicht an diesem Abend und so machten wir uns auf die Suche nach etwas, das uns gefiel. Da wir zu früh waren, blieb uns nichts anderes übrig als jeweils zu fragen, was es denn heute geben würde. Unsere Frage nach „Traditional Irisch Music“, löste allerdings nur allenthalben Verwunderung und Unverständnis aus. So etwas gab es anscheinend nur im örtlichen Hotel für die Touristen…

Darauf hatten wir keine Lust und gaben dieses Ansinnen für den Abend auf. Die erste Kneipe, die wir dann testeten, betrat man durch einen Vorraum in dem man alles Mögliche erstehen konnte, eine Art Gemischtwarenladen. Die eigentliche Kneipe bestand hauptsächlich aus einer riesigenTheke in einem winzigen Raum, drei vollbesetzten kleinen Tischen, einem schmalen Gang und war so brechend voll, dass man kaum durchkam. Durch ein Labyrinth von Gängen und eine überdachten Terrasse für die Raucher erreicht man schließlich über eine Art Hinterhofgarten einen Holzschuppen, in dem die Musik spielte.

Hier hielt es uns genau ein Guinness lang, dann zogen wir weiter und landeten, nach verschiedenen weiteren Versuchen schließlich in einer Kneipe, in der zwei schon etwas in die Jahre gekommene, langhaarige Jungs ein Keyboard und eine E-Gitarre bearbeiteten. Die Jungs spielten mit vollem Einsatz besten, tanzbaren Rock, der einem sofort in die Beine fuhr und die Kneipe bebte. Die Stimmung war unglaublich, Junge und Alte, Frauen und Männer hatten richtig Spaß zusammen, sangen mit, tanzten und gingen ab wie die Raketen. So etwas erlebt man in Deutschland nicht so leicht. Die Iren können wirklich feiern. Meine romantischen Vorstellungen von Musikern, die sich spontan in der Kneipe treffen um mit Tinwhistle und Fiddle traditionelle Musik zu machen wurde zwar nicht erfüllt, aber wir haben nichts vermisst und hatten einen unvergesslichen Abend, den wir bis zur Sperrstunde um 00.30 voll und ganz auskosteten.

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