Mutterkraut (Tanacetum parthenium)
Kürzlich habe ich Mutterkraut in meinem Garten entdeckt – es hat sich von selbst dort angesiedelt. Und da man ja oft das braucht, was in der Nähe wächst, dachte ich, sollte ich mich einmal mit dieser Pflanze näher beschäftigen. Und tatsächlich ist sie ein hochinteressantes Heilkraut.
Das Mutterkraut ist eine alte Heilpflanze, die lange Zeit fast in Vergessenheit geraten war. Heute wird sie als wirksames Mittel gegen Migräne und Leukämie wiederentdeckt. In England war Mutterkraut schon als das Aspirin des 18.Jahrhunderts bekannt.
Im Aussehen ähnelt das Mutterkraut der Kamille und wächst auch an ähnlichen Standorten wie diese: an Wegen, Zäunen und auf Schutthalden. Ich kann mich noch erinnern als ich einmal im Sommer in meinem alten Revier, dem Wurmlinger Kapellenberg unterwegs war und mir eine Pflanze am Wegrand in einem verwilderten Gartengrundstück auffiel, die ich erst für Kamille hielt. Als ich sie näher betrachtete war mir aber bald klar, dass es etwas anderes sein musste. Sowohl die Blütenblätter als auch die Blätter stimmten nicht ganz. Damals kannte ich das Mutterkraut noch nicht, inzwischen wächst es auch in meinem Garten…
Das Mutterkraut gehört botanisch zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Andere Namen sind Falsche Kamille und Fieberkraut. Bei Hildegard von Bingen ist es als Bertram bekannt. Es wird bis zu 80 cm hoch und blüht von Juni bis September. Mutterkraut liebt lehmige, nährstoffhaltige Böden.
Es riecht stark aromatisch, der Stängel ist gerippt und oben verzweigt, die Laubblätter sind wechselständig und gestielt. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von 13 bis 22 Millimeter auf und enthalten weiße Zungen- und gelbe Röhrenblüten.
Heilkunde
Bereits im 1.Jahrhundert nach Christus wurde das Mutterkraut von Dioskurides beschrieben. Im Mittelalter wurde es gegen Fieber und Kopfschmerzen angewandt.
Mutterkraut in der Frauenheilkunde
Der Name Mutterkraut verweist außerdem auf seinen Einsatz in der Frauenheilkunde. Es löst die Menstruation aus, fördert den Eisprung und wirkt kramplösend bei Menstruationsbeschwerden. Es wirkt generell regulierend auf den Zyklus wenn er unregelmäßig geworden ist und kann Wechseljahrsbeschwerden lindern.Während der Geburt unterstützt es die Wehen und löst Verkrampfungen. Es fördert außerdem die Ablösung der Plazenta nach der Geburt. Wegen seiner Menstruationsfördernden Wirkung sollte es aber in der Schwangerschaft nicht verwendet werden.
Mutterkraut gegen Migräne
Pharmakologische Studien mit Extrakten aus den Blättern des Mutterkrauts haben eine gute Wirksamkeit dieser Pflanze gegen Migräne gezeigt. Die Häufigkeit und Schwere von Migräneanfällen konnte deutlich verringert werden wenn es mindestens 2 Monate regelmäßig angewandt wurde. Mutterkraut wirkt also nicht im Akutfall, sondern vor allem vorbeugend.
Von 270 Probanden, die regelmäßig unter Migräne litten, gaben 72% an, dass sich unter der Behandlung mit Mutterkraut ihre Symptome wesentlich verbessert hatten. Auch Versuche mit Trockenextrakten in Kapselform kamen zu dem Ergebnis, dass im Gegensatz zur Placebo-Kontrollgruppe die Häufigkeit der Anfällle um ein Drittel reduziert werden konnte.
Als wirksamer Inhaltsstoff von Mutterkraut gilt das Sesquiterpenlacton „Parthenolid“. Es hemmt die Bildung von Prostaglandinen (Gewebshormone, verantwortlich für Schmerzzustände und Entzündungen) und verhindert die Freisetzung von Serotonin aus den Blutplättchen, so vermutet man , kann es Migräneanfällen vorbeugen.
Anwendung
Das Mutterkraut ist unproblematisch und man kann es leicht selbst anbauen. Gegen Migräne werden die Blätter verwendet 1-4 Blätter täglich kann man roh verzehren. Ursel Bühring empfiehlt: Täglich 4 Wochen lang ein Blatt, am besten auf einem Butterbrot, da die Inhaltsstoffe fettlöslich sind und so besser aufgenommen werden.Dann 4 Wochen Pause. Das 2x wiederholen und ein halbes Jahr pausieren. Dann kann man bei Bedarf wieder von vorn beginnen.
Man kann das Kraut und die Blüten auch trocknen und als Tee verwenden, bzw. eine Tinktur herstellen. Es gibt außerdem fertige Präparate zu kaufen.
Mutterkraut bei Krebs
Forscher der Universität Rochester fanden im Jahr 2002 heraus, daß die Mutterkrautsubstanz «Parthenolid» die myeloische Leukämie bereits auf Stammzellenniveau angreift, ohne dabei andere gesunde blutbildende Zellen zu schädigen.Nun soll ein entsprechendes Medikament entwickelt werden (Spektrum der Wissenschaft). Auch zeigte sich, dass das Mutterkraut das Wachstum von Krebszelllinien (Gebärmutterhalskrebs und Brustkrebs) unter Laborbedingungen hemmen kann (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16579729)
Stichworte
krampflösend, fiebersenkend, entzündungshemmend, bei Migräne, Menstruationsbeschwerden, der Geburt und in den Wechseljahren
Quellen:
http://www.forum-naturheilkunde.de/phytotherapie/heilpflanzen/mutterkraut.html
http://www.naturheilt.com/heilpflanzen/mutterkraut.html
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Haug Verlag
3 Comments
Hallo Barbara,
ich finde Deinen Newsletter und Deine Pflanzenbeschreibungen klasse! Ich habe auch Mutterkraut im Garten, allerdings letztes Jahr gesetzt, weil F. so geschwärmt hat. Es hat sich unglaublich vermehrt.
Nun habe ich in einem Kräuterbuch, das ich antiquarisch gekauft habe, gelesen, dass ein Aufguss auch gut zum Schlafen ist. Und ich bin ja ein superschlechter Schläfer… Weißt Du da was darüber?
Liebe Grüße
Petra
Hallo Petra,
ist mir nicht bekannt…Mutterkraut ist schmerzstillend, krampflösend, entzündungshemmend, fiebersenkend. Anwendungen bei Leukämie werden erprobt und eine neue Studie zeigt seine erstaunliche Wirkung sogar bei Nervenschäden durch Alkohol oder Krankheiten wie Diabetes. Aber zu Schlafproblemen habe ich diesbezüglich nichts gefunden, leider. Vielleicht könnte man über das kramplösende eine Brücke Richtung beruhigend bauen, aber hm…
Ich würde da dann doch eher auf die Klassiker zurückgreifen: Baldrian, Hopfen, Melisse. Aber vor allem auch wichtig zu schauen, woher es kommt. Da gibt es einige Ansatzmöglichkeiten. Ich habe das Problem ja auch.
Hallo Sophie,
gerne Kommentare und Erfahrungen mit den Pflanzen, aber keine Werbung für bestimmte Produkte. So kann ich leider nicht veröffentlichen. Danke.