Waldmedizin – Die Heilkräfte des Waldes

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Vor einigen Tagen bin ich über einen Facebookpost des Naturheilarztes und Psychotherapeuten Rüdiger Dahlke auf ein interessantes Buch gestoßen, dass ich mir dann auch gleich bestellt habe: „Der Biophilia Effekt“ – Heilung aus dem Wald von Clemens G. Arvay.

Der Autor hat die aktuellsten wissenschaftlichen Forschungen zum Thema hier zusammengetragen. Ich lese es gerade, finde es einfach superspannend und werde hier im Blog immer mal wieder das Wichtigste in einem Artikel zusammenfassen.

Was Naturliebhaber schon immer gewusst haben, ist wissenschaftlich belegbar

Die meisten von uns werden schon einmal die Erfahrung gemacht haben, wie wohltuend der Aufenthalt in der Natur wirkt. Nach einem stressigen Tag kann ein Waldspaziergang Wunder wirken und die leeren Batterien wieder aufladen. Man fühlt sich danach entspannt, belebt und erfrischt.

In der Regel führt man die heilenden und wohltuenden Effekte des Aufenthalts in der Natur auf Entspannung und Stressabbau zurück, doch wissenschaftliche Forschungen haben inzwischen gezeigt, dass noch wesentlich mehr dahintersteckt.

In Japan hat man dafür seit den 1980er Jahren sogar einen eigenen Begriff geprägt: Shinrin-yoku. Das bedeutet übersetzt etwa so viel wie „Waldbaden“. Shinrin-yoku wird dort von offiziellen Stellen propagiert, ist als therapeutische Anwendung anerkannt und wird dort seit Jahren wissenschaftlich untersucht. 2012 wurde an japanischen Universitäten sogar ein eigener Forschungszweig für „Waldmedizin“ eingerichtet. Dies hat auch international Aufmerksamkeit erregt und weltweit begannen Wissenschaftler sich an diesen Forschungen zu beteiligen.

Wie wirkt Waldmedizin?

In wissenschaftlichen Studien hat man festgestellt, dass der Aufenthalt im Wald einen starken Einfluss auf das menschliche Immunsystem hat.

Anstieg und Aktivierung von Killerzellen

Killerzellen sind ein Teil der unspezifischen Immunabwehr. Sie erkennen veränderte, zum Beispiel von Erregern, Bakterien oder Viren befallene Zellen oder Krebszellen und führen deren Tod herbei.

Bereits ein Tag im Wald lässt die Anzahl der Killerzellen im Blut um ca. 40% ansteigen und steigert deren Aktivität um 50%. Der Effekt hält etwa 7 Tage an. Bei zwei Tagen kommt man bereits auf 50% und bei einem Aufenthalt von zwei bis drei Tagen bleibt eine erhöhte Anzahl und Aktivität von Killerzellen bis zu 30 Tagen nachweisbar.

Vermehrte Produktion von Anti-Krebs-Proteinen

Anti-Krebs-Proteine helfen den Killerzellen im Kampf gegen Krebszellen. Auch sie werden durch den Aufenthalt im Wald vermehrt produziert.

Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokyo konnte nachweisen, dass in bewaldeten Gebieten weniger Menschen an Krebs sterben als in Regionen ohne Wald.

Wodurch entstehen die Effekte?

Genauso wie Menschen und Tiere kommunizieren auch Pflanzen untereinander und sogar mit Tieren und Menschen. Aber anders als Tiere und Menschen verwenden sie dazu keine Laute, sondern vor allem chemische Botenstoffe in Form von Duftstoffen. Man kennt inzwischen an die 2000 Duftstoffvokabeln aus 900 Pflanzenfamilien.

Die meisten diese Stoffe stammen aus der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe und gehören zu den sogenannten Terpenen. Sie sind auch Teil der ätherischen Pflanzenöle.

Einige dieser Terpene kommunizieren nun auch mit unserem Immunsystem und sind anscheinend für die immunsteigernde Wirkung der Waldluft verantwortlich (z.B.: alpha-Pinen, beta-Pinen, d-Limonen, 1,8-Cineol).

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Wie nutzt man die Heilkräfte des Waldes am Besten?

Um die Heilkräfte des Waldes optimal zu nutzen empfiehlt Professor Qing Li:

  • Man sollte mindestens 2 Stunden im Wald bleiben und dabei eine Strecke von ca. 2,5 km zurücklegen. Hat man 4 Stunden Zeit, geht man ungefähr 4 km.
  • Man sollte sich nicht anstrengen und eine Pause machen, wenn man müde wird.
  • Man sollte sich einen Platz suchen, der einem angenehm ist und an dem man sich wohlfühlt und dort eine zeitlang verweilen. Lesen, meditieren oder einfach entspannen.
  • Wenn man die Anzahl und Aktivität der Killerzellen, sowie der Anti-Krebs-Proteine dauerhaft hoch halten möchte, sollte man jeden Monat 2-3 Tage im Wald oder einem sehr waldreichen Gebiet verbringen. 4 Stunden täglich sollte man sich dann direkt im Wald aufhalten.

Weitere Hinweise:

Die Konzentration der Terpene ist im Sommer am höchsten. Sie steigt im April/Mai stark an und erreicht ihr Maximum im Juni und August. Auch im Waldesinneren und in Bodennähe ist sie höher als am Waldrand oder in den Baumwipfeln. Bei feuchtem Wetter, nach Regen und bei Nebel befinden sich außerdem ebenfalls besonders viele Terpene in der Waldluft.

Übungen und Atemübungen aus dem Yoga oder dem Qi Gong sind ebenfalls hilfreich und unterstützen die Aufnahme der heilsamen Stoffe während sie gleichzeitig noch entspannen und das Energiefeld stärken.