Herbstliche Wildfrüchte – Die Schlehe
Schon mal Schlehensaft getrunken? – Oder mindestens so gut: Schlehenlikör? Wenn nicht wird´s Zeit.
Noch kann man sie sammeln, die Schlehen. Vor allem auf der Schwäbischen Alb gibt es sie. Dort wo es sonst fast nichts gibt als Einsamkeit, karge Wiesen, Wälder und ein paar kleine Dörfer, in denen man kaum einen Menschen auf der Straße sieht. Heute war ich dort. Ganz weit draußen habe ich endlich Beute gemacht: 2,5 kg Schlehen, daraus lässt sich doch etwas machen. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, denn an vielen Büschen findet man dieses Jahr keine einzige Schlehe und jetzt hat es also doch noch geklappt!
„Herbststurm“ könnte ich dann mein feines Tröpfchen nennen, denn der heftige Wind trieb dunkle Wolken und bunte Blätter vor sich her und riß mir bisweilen die Äste aus den Händen, aber nichts konnte mich aufhalten als ich endlich doch einen Busch prall voll mit Beeren gefunden hatte. Ein seltsam archaisches Gefühl, das Beerenpflücken im Sturm in dieser Waldeinsamkeit…
Schlehenbüsche haben zu dieser Jahreszeit bereits ihre Blätter verloren und inzwischen erkenne ich sie bereits aus großer Entfernung an ihrem charakteristischen dichten Gewirr schwarzer Äste, die auch oft stark mit Flechten bewachsen sind.
Die Schlehe (prunus spinosa)
Wie der lateinische Name bereits vermuten lässt, ist die Schlehe, auch Schwarzdorn genannt, die Urmutter unserer Zwetschgen, Pflaumen und Mirabellen. Tatsächlich sehen die Beeren aus wie Mini-Pflaumen.
Die Schlehe ist anspruchslos und in Europa und Asien beheimatet. Sie wächst an sonnigen Standorten auf kalkhaltigen und steinigen Böden, an Weg- und Waldrändern und felsigen Hängen. Über Wurzelausläufer bildet sie oft dichte, undurchdringliche Hecken.
Die dunkelbauen Schlehenfrüchte enthalten wie auch der Holunder und die Aronia Anthocyane, sowie Gerbstoffe, Zucker, Fruchtsäuren und Vitamin C. Sie wirken zusammenziehend, harntreibend und schwach abführend, magenstärkend, fiebersenkend, entzündungshemmend und antioxidativ.
Hildegard von Bingen schreibt über die Schlehe: „Die Frucht des Schlehdorns, süße mit Honig und iss sie oft, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, der brate Schlehen oder er koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unmut und den Schleim vom Magen ab. Und wenn er ihre Kerne mit isst, wird es ihm nicht schaden.“
Auch in der anthroposophischen Medizin nimmt die Schlehe eine wichtige Rolle ein. Sie wird hier zur Behandlung von Erschöpfungszuständen eingesetzt, da sie die Lebenskräfte stärkt und ein übererregtes Nervensystem beruhigt. Auch ist sie Bestandteil verschiedener Arzneimittel zur Behandlung von Appetitlosigkeit, Verstopfung Herzschwäche und Asthma. „Der Schlehdorn schlägt etwas wie einen blauen Mantel um den Menschen“.
Rohe Schlehen schmecken sehr sauer und zusammenziehend, nach dem ersten Frost werden sie aber milder und süßer, da ein Teil der herb schmeckenden Gerbstoffe hierbei enzymatisch abgebaut werden. Ernten kann man ab September und den Frost auch mithilfe des Einfrierens simulieren.
Vor allem verarbeitet als Saft, Likör oder Gelee entfalten sie ein ausgesprochen köstliches Aroma.
Rezept Schlehensaft
Die Schlehenfrüchte, die Sie geerntet (und eingefroren) haben, geben sie in einen großen Topf und übergießen sie mit so viel kochendem Wasser, bis alle Schlehen gut bedeckt sind. Diesen Ansatz lassen Sie 24 Stunden lang stehen. Nach dieser Zeit sieben Sie die Flüssigkeit ab, erhitzen sie wieder zum Kochen und gießen sie erneut über die Schlehen. Wieder 24 Stunden stehen lassen, absieben, den Schlehensaft zum Sieden erhitzen und heiß über die Schlehen gießen. Diesen Vorgang wiederholen Sie 5 bis 7 mal. Mit jedem Tag wird die Flüssigkeit dunkler, süßer und aromatischer. Nach dem letzten Erhitzen wird der Schlehensaft heiß in Flaschen gefüllt und gleich verschlossen. So ist er lange haltbar. Zum Trinken können sie ihn wieder erwärmen und bei Bedarf süßen.
Aus dem Schlehensaft lässt sich auch ein wunderbares Gelee zubereiten.
Quellen:
http://www.kraeuterweisheiten.de/schlehe.html,Arbeitskreis Kräuterstube Bodensee, www.naturwissen-bodensee.de, Dr. Markus Strauß: Köstliches von Hecken und Sträuchern, Hädecke Verlag
5 Comments
Hallo Barbara,
durch Zufall bin ich auf Ihre Seite gestossen und ich muß sagen, ich bin begeistert.
Schlehen verarbeite auch ich zu vielen Köstlichkeiten und ich bin froh, in diesem Jahr auch wieder welche gefunden zu haben.
Vielen Dank für die tollen Artikel, ich fühle mich sehr wohl beim lesen Ihrer Seite.
Herzliche Grüße
Martina Rose
Es gibt dieses Jahr fast nichts d.h. keine Äpfel, Pflaumen und und und wie kann man da den Tieren alles wegnehmen ? Die Menschen denken immer nur an sich.
Sich auf regionale natürliche Schätze zu besinnen, ist eine Tugend, wie man sie sich wünscht-von Menschen aller Altersklassen. Um so erschreckender ist es, dass es Leute gibt, die durch Unwissenheit so weit zur Selbstüberschätzung neigen, dass Sie meinen, Anderen ihre Verhaltensweisen vorzuschreiben, wo doch die Schlehen – sichtbar für Alle – im Spätherbst, unbeachtet von den Tieren unserer Heimat leider schlicht herunterfallen und eventuell als Dünger wertvoll sind. Im Übrigen habe ich noch nie erlebt, dass ein Schlehenbusch vollständig „abgeräumt“ wurde. Ich bin dankbar für die schönen, herzerfrischenden Beitrag zur Ermunterung der Schlehenverwendung. …weiter So !!!
Würde gern mal erfahren, ob man die Schlehenfrüchte auch dann ungeschadet verwerten kann, wenn das Astwerk des Busches extrem von (unappetitlichen) Flechten befallen ist aber die Beeren gut aussehen und bei der Gelegenheit noch eine Frage: Schlehenbüsche habe nicht immer sprichwörtliche Dornen, sondern eher kurze , verhärtete Triebe, die beim pflücken stören könnten. Wer kann mir darauf antworten? Danke im voraus!
Servus, vorab vielen Dank für den gelungenen Beitrag über die Schlehe. Wirklich interessante und für mich neue Aspekte. Bleibt gesund und freue mich auf neue Beiträge.