Ringelblumenzeit – Von Sonnenbraut und Mariengold

Zitronenfalter auf Ringelblume

Letzen Herbst war ich in Südtirol. An den Hängen, hoch über dem Etschtal, direkt unterhalb des Schlern, liegt einer der ältesten Kräuterhöfe Südtirols, der Pflegerhof. Hier kaufte ich die Samen, die mir dieses Jahr eine überreiche Ernte von wunderbar kraftvollen Ringelblumen bescherte. Eigentlich sollten sie nur das Brokkolibeet ergänzen, doch der Brokkoli wurde von der Kohlfliege vernichtet und die Ringelblumen wucherten und nahmen das gesamte Beet in Besitz.

Es war ein schwieriges Frühjahr. Gesundheitlich und im Garten, Corona nicht zu vergessen. Doch die Ringelblumen erleuchteten immer wieder meine Seele. Nun wollte ich aber auch mit dieser Fülle etwas anfangen und so war es Zeit mir noch einmal etwas genauer in Erinnerung zu rufen, was man denn mit der Ringelblume so alles anfangen kann. Voilà, hier ist das Ergebnis und es ist doch etwas mehr geworden, als ich dachte.

Die Ringelblume, mit lateinischem Namen Calendula officinalis, hat ihren deutschen Namen von der geringelten Form ihrer Samen. Ihre gelb-orangen Blüten strahlen Kraft und Zuversicht aus, allein ihr Anblick hebt die Stimmung und macht gute Laune, unterstützt energetisch die aufbauenden Lebenskräfte.  Sie ist eine Pflanze der Sonne und wird im Volksmund auch Sonnenbraut genannt – oder auch Wucherblume, Goldblume oder Mariengold. Sie öffnet und schließt ihre Blüten mit dem Sonnenlauf. Haben sich ihre Blüten bis 7 Uhr morgens noch nicht geöffnet, ist mit Regen zu rechnen. Ihre Heilkräfte sind seit der Antike dokumentiert.

„Im Wuchern ganz wässriger Mond, in ihren strahligen gelben Blüten ganz Sonne, zeigt sie im Widerstreit, wozu sie gut ist. Sie entgiftet von Altem mit seinen Verletzungen, verarbeitet, begreift, beseitigt und stärkt das Ich gegen unnötige Wucherungen aus der Vergangenheit. Sie gibt die Freiheit sich vom Ballast des Vergangenen zu lösen.“ Aus Gerhild Birmann- Döhne, „Bärlauch und Judenkirsche, 40 Heilpflanzen und Wildfrüchte in Mythen, Märchen, Medizin und Küche“.

Inhaltsstoffe der Ringelblume

Bis zu 15% Polysaccharide immunstimulierend
2-10% Triterpensaponine (Saponine) fungizid, antiviral und bakteriostatisch, zytostatisch gegen verschiedene Tumorzellen
Bis 4,8% Triterpenalkohole antibakteriell, entzündungshemmend
Bis zu 3% Carotinoide (Lutein) zellschützend und entzündungshemmend, stimulieren das Immunsystem der Haut, unterstützen die Regulierung der Hornhautbildung
Bis 1% Flavonoide (Quercetin, Isorhamnetin) entzündungshemmend, antiallergisch, antioxidativ, immunstärkend, tumorhemmend
Cumarine entzündungshemmend, entkrampfend, beruhigend
Allantoin (Blütenköpfchen 3x mehr als  in Zungenblüten) wundheilend, zellregenerierend, entzündungshemmend, hautberuhigend
Bis zu 0,03% Ätherische Öle (Sesquiterpene) Alpha-Cadinol 10x mehr in den Röhren- als in den Zungenblüten.

Pilz- und entzündungshemmend, leberschützend

Salicylsäure, Gentisinsäure, Ferulasäure
Bitterstoffe verdauungsfördernd

 

RingelblumenblüteWirkung

Antimikrobiell

Mikrobiologische Tests haben gezeigt, dass wässrige und mit verschiedenen organischen Lösungsmitteln hergestellte Calendula-Auszüge gegen zahlreiche Bakterien-, Pilz- und Virusarten wirksam sind, außerdem gegen Trichomonaden.

Entzündungshemmend

Die entzündungshemmende Stoffe der Ringelblume können mit lipophilen Lösungsmitteln extrahiert werden. Das sind zum Beispiel die Triterpenalkohole und die Polysaccharide. 

Wundheilend

Getestet wurden ethanolische und wässrige Extrakte der Ringelblume. Die Phagozytenaktivität und Differenzierung der Makrophagen wird gesteigert. Die Ringelblume führt zu einer Verbesserung der Granulation und zu einer Stimulation der Gefäßneubildung. Über die für die Wundheilung verantwortlichen Einzelstoffe der Ringelblume existriert noch keine einheitliche Ansicht. Möglicherweise sind neben den Triterpenoiden auch die Carotine verantwortlich.

Immunstimulierend

Mehrere Untersuchungen mit Calendula-Extrakten zeigen, dass die Ringelblume das Immunsystem stimulieren und modulieren kann. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die Polysaccharide und die Carotinoide.

Antitumoral

Durch neuere Versuche konnte nachgewiesen werden, dass Calendula-Extrakt gegen mehrere Krebszellenarten wirksam ist.

Wirkung auf Herz/Kreislauf

Alkoholische, wässrige und hydroalkoholische Extrakte können den arteriellen Blutdruck senken und den Herzrhythmus verlangsamen.

Menstruationsbeschwerden und PMS

Es konnte nachgewiesen werden, dass wässrige Calendula-Zubereitungen östrogene Eigenschaften besitzen. Cumarine wirken außerdem beruhigend und krampflösend.

Verdauung

Wässrige Calendula-Zubereitungen fördern den Gallefluß. Cumarine wirken krampflösend. Saponine wirken vorbeugend gegen Magen-Darm-Geschwüre.

Anwendungsgebiete, äußerlichRingelblumen und Malven Yin und Yang

  • Entzündungen von Haut und Schleimhaut
  • Wunden, infizierte Wunden, schlecht heilende Wunden, Quetsch- und Risswunden
  • Ringelblumentee zur Reinigung von Wunden
  • Geschwüre, Ausschläge
  • Verbrennungen 1. und 2. Grades, Sonnenbrand, Erfrierungen
  • Hautpflege nach Bestrahlung
  • Nachbehandlung von OP-Narben
  • Wunde Brustwarzen, Windeldermatitis
  • Schwellungen, Insektenstiche

Anwendungsgebiete, innerlich

  • Magen-Darmgeschwüre, Verdauungsbeschwerden, Gallenwegserkrankungen
  • In der Tumortherapie zur Unterstützung des Immunsystems und Förderung des Allgemeinbefindens
  • Menstruationsbeschwerden, PMS

Studien

Infizierte Wunden

In klinischen Anwendungsbeobachtungen war Ringelblumensalbe anderen Präparaten überlegen.

Kaiserschnitt /OP-Wundheilung

Eine schnellere Heilung konnte durch eine Ringelblumen/Johanniskrautzubereitung beobachtet werden.

Strahlentherapie nach Krebs

In einer Studie half Ringelblumensalbe, die durch Strahlentherapie entzündete Haut schneller zu regenerieren als ein synthetisches Vergleichspräparat (Prof. V.Schulz, Berlin)

Rezepte

Ringelblumenölauszug

  • 200ml pflanzliches Öl. Gut geeignet sind oxidationsstabile Basisöle, zum Beispiel: Mandelöl, Jojobaöl, Sesamöl oder Olivenöl
  • Ca. 3 Handvoll Ringelblumenblüten. Am besten werden diese an einem sonnigen Tag kurz vor der Mittagszeit geerntet. Dann ist der Wirkstoffgehalt am höchsten. Man lässt die frischen Blüten mindestens einige Stunden, bis zu einem Tag im Schatten anwelken um den Wassergehalt zu reduzieren. Es ist auch möglich getrocknete Blüten zu verwenden

Man kann daraus dann einen Warm- oder einen Kaltauszug machen

Kaltauszug

Dazu gibt man das Öl über die kleingeschnittenen Blüten in ein Glas und deckt es mit Gaze oder Küchenpapier ab. So kann die Feuchtigkeit, die die nicht getrocknete Blüten noch enthalten, entweichen und man vermeidet Schimmelbildung. Täglich umrühren oder schütteln am besten mehrmals täglich. Nach etwa einer Woche kann man das Glas verschließen und lässt das ganze insgesamt noch eine Woche an einem warmen, schattigen Platz ziehen.

Traditionelle Quellen geben in der Regel eine längere Zeit für den Auszug an, 3, 4 oder sogar 5 Wochen. Aber sowohl Rudi Beiser, wie auch Heike Käser, die ich beide ob ihrer großen Erfahrung und ihrem wirklich fundierten Wissen sehr schätze, raten zu einer maximalen Zeit 10 Tagen bis maximal 2 Wochen. Danach hat sich ein Konzentrationsgleichwicht eingestellt und man riskiert eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung. Ich persönlich mache das inzwischen so.

Dann abseihen, in dunkle Gläser oder Fläschchen abfüllen und beschriften. Bei frischen Blüten nach dem Abfiltrieren nicht auspressen, das würde die Haltbarkeit verschlechtern.

Das Öl aus frischen Blüten ist an einem dunklen, kühlen Ort gelagert etwa 6 Monate, das aus getrockneten Blüten ca. 1 Jahr haltbar.

Warmauszug

Die Blüten und das Öl erwärmen, 50°C sind ideal. 2-3 Stunden im warmen Öl ziehen lassen. Immer wieder umrühren.

Eine andere Möglichkeit ist das Pflanzenmaterial 1 Stunde im warmen Öl ziehen zu lassen und dann den Ansatz über Nacht stehen zu lassen. Am nächsten Tag dann nochmals erwärmen und für eine halbe Stunde ziehen lassen.

Durch ein feines Sieb abseihen und in dunkle Fläschchen füllen. Alle Gerätschaften vorher mit Alkohol desinfizieren.

Ringelblumenöl pur ist ein wunderbares Massageöl.

Tinktur – Alkoholischer Auszug

Für die äußerliche Anwendung werden meist Salben oder ölbasierte Auszüge verwendet. Innerlich in der Regel Tee. Trotzdem kann man natürlich auch einen alkoholischen Auszug herstellen.

Dazu setzt man Ringelblumenblüten frisch 1:3 (1 Teil Blüten, 3 Teile Alkohol) oder getrocknet 1:5 mit 45%-igem Alkohol an und lässt sie 2-3 Wochen ausziehen. Täglich schütteln.

Mehr zur Herstellung von Tinkturen gibt es hier: Eine Tinktur aus Heilpflanzen selbst herstellen

Traditionelle einfache Ringelblumensalbe

Man kann den Ringelblumenölauszug gleich zu Salbe weiterverarbeiten oder sie auch später nach Bedarf herstellen. Dazu braucht man:

Ringelblumenölauszug und Bienenwachs  im Verhältnis 10:1. Das heißt ein Zehntel Bienenwachs zu der Menge des Ölauszuges. Z.B.:

  • 100 ml Ringelblumenöl
  • 10 g Bienenwachs

Man kann das Bienenwachs im Ringelblumenöl im Wasserbad schmelzen lassen. Nicht zu heiß werden lassen! Dann in Salbentöpfchen abfüllen.

Ringelblumenbalsam

Wirkt wundheilend, hautregenerierend, für raue, trockene, juckende Haut, als Lippenbalsam oder für die Narbenpflege

  • 8 g Bienenwachs
  • 25 g Ringelblumenöl
  • 15 g Sheabutter
  • 8 g Wildrosenöl
  • 2 Tr. Propolistinktur
  • 6 Tr. Sanddornfruchtfleischöl
  • Ätherische Öle (z.B. 3 Tr. Lavendel fein, 3 Tr. Orange süss, , 1 Tr. Cistrose, 1 Tr. Immortelle)

Bienenwachs im Ringelblumenöl im Wasserbad bei ca. 50-60° schmelzen, auf 45° abkühlen lassen, Sheabutter dazugeben und schmelzen. Wildrosenöl dazugeben und rühren bis es cremig wird. Zum Schluss Propolistinktur, Sanddornfruchtfleischöl und ätherische Öle dazugeben.

Wundheilsalbe nach Ursel Bühring

  • 10g Beinwellwurzel
  • 10g Wundkleekraut
  • 10g Zistrosenblätter
  • 10g Lavendelblüten
  • 10g Ringelblumenblüten
  • 10g Kamillenblüten
  • 10g Gänseblümchenblüten
  • 30g Spitzwegerichblätter

In 270 ml Öl ausziehen (Olivenöl, Mandelöl, Jojobaöl, Sesamöl). 30g Bienenwachs einrühren. 65 ml Johanniskrautöl zugeben. Abkühlen lassen, ab und zu umrühren, kurz vor dem Festwerden 1 ml Sanddornfruchtfleischöl zugeben und abfüllen.

Wie man Johanniskrautöl herstellt, findt Ihr hier: Johanniskrautöl

Quellen

https://nhv-theophrastus.de/site/index.php?option=com_content&view=article&id=100&Itemid=139

Birmann-Dähne Gerhild: Bärlauch und Judenkirsche, Haug-Verlag

Bühring Ursel: Praxislehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Haug Verlag