Allem Anfang wohnt ein Zauber inne…und so lassen wir uns jedes Jahr wieder von der Wärme, dem Licht und dem Duft des Frühlings verzaubern.
Die Tag- und Nachtgleichen und die Sonnenwenden sind die vier wichtigen Fixpunkte des Sonnenjahres. Doch während die Sonnenwenden wirklich oft deutlich spürbare energetische Wendepunkte sind, ist die Kraft der Tag- und Nachtgleichen von ganz anderer Art. Hier sind Yin und Yang, Licht und Dunkel für einen Moment im Gleichgewicht. Doch damit wird dann auch eine Grenze überschritten, findet der Durchbruch hinsichtlich des Lebens und neuen Wachsens statt.
Seit der Wintersonnwende werden die Tage wieder länger, das Vergehen des Herbstes wandelte sich zu erneutem Wachstum und Expansion. War dies bisher im Außen noch wenig sicht- und spürbar wird dies nun offenbar. Ab heute ist das junge Leben eindeutig stärker als Verfall und Tod.
Die Frühjahrstag- und Nachtgleiche entspricht im Jahreslauf dem Moment in dem die Morgensonne ihre ersten Strahlen über den Horizont schickt und die Welt in neuem Licht erstrahlen lässt. Das Zwielicht, die Dämmerung ist vorbei. Das Licht hat endgültig über die Dunkelheit gesiegt. Es ist der Moment, in dem der junge Keim die Samenhülle sprengt und sichtbar wird. Jung und zart und doch voller Kraft, voller Verheißung all dessen, was sich nun entfalten und manifestieren wird.
Der Frühling ist da und die Winterruhe in der Natur ist vorbei. Er ist die Offenbarung der Lebenskraft in ihrer direktesten, unmittelbarsten Form. Alles drängt nach Außen, in die Manifestation, zur Tat.
Am ersten Frühlingsvollmond feierten die Naturreligionen das Wiedererwachen der Natur und das wachsende Licht mit der Auferstehung des Sonnenheros, seiner Wiederkehr aus der Unterwelt und auch die christliche Religion tut nichts anderes, wenn sie an Ostern Christi Auferstehung festlich begeht – das wichtigste christliche Fest überhaupt.
In der germanischen Mythologie bekam zum Frühlingsbeginn Thor von den Winterriesen seinen Hammer zurück und damit seine Zeugungskraft.
Projekte und Ideen können nun konkreter werden und wir können den Energieschub dieser Jahreszeit nutzen um das, womit wir lange schwanger gingen endlich in die Tat umzusetzen.
Zum Frühlingsvollmond, heute dem christlichen Ostern, gibt es viele alte Bräuche um bewusst die Verbindung mit der Lebenskraft und den lebensspendenden Elementen zu stärken.
Auf den Bergen werden Feuer entzündet, als Symbol für die wachsende Kraft der Sonne und man feiert den Frühling mit ausgiebigem Essen und Trinken. Die Herdfeuer wurden gelöscht und mit Fackeln vom Osterfeuer neu entzündet.
Am Ostermorgen wird bei Sonnenaufgang schweigend von einer Quelle, das „Wasser des Lebens“, das Osterwasser geholt. Die Quelle ist außerdem ein Ort des Übergangs vom Leben zum Tod und vom Tod zum Leben, ein Symbol des lebensspendenden Schoßes der Großen Mutter.
Man schenkt sich buntgefärbte Eier. Eier galten als Symbole der Wiedergeburt, weshalb Ostereier ursprünglich meistens rot gefärbt wurden, denn Rot galt als die Farbe des Lebens und der Fruchtbarkeit.
Ostara/Eostre
Für eine Göttin Ostara oder altenglisch Eostre gibt es nur zwei Quellen: den angelsächsischen Mönch Beda und ein altes sächsisches Lied, das im Kloster Corvey gefunden wurde. Ihre Existenz ist bei Historikern umstritten.
Im germanischen, altnordischen, althochdeutschen bedeuten austra, austr, ôstar, „Osten“ oder „östlich“.
In der Edda kommt Ostara auch nicht vor, nur der Zwerg „Austri“, der für die Himmelgegend des Sonnenaufgangs steht. So kann der „Eosthurmonath“ auch nach der Zeit benannt sein, in der die Sonne genau im Osten aufgeht, anstatt nach einer Göttin Eostra. Sicher ist das der Name des April „ôstarmanoth“ war und unser Ostern nach einem alten heidnischen Frühlingsfest dieses Namens benannt wurde.
Nach Grimm ist Ostara die Göttin des strahlenden Morgens und aufsteigenden Lichts. Sie wird gefeiert als Göttin des wiederkehrenden Frühlings. Ostara herrscht über den Frühlingsanfang, gemeinsam mit Thor. Ihr Baum ist die Birke, ihr Tier der Hase, ihr werden Eier geopfert. Jeden Morgen weckt sie alle lebenden Wesen. Zarte Keime brechen aus ihren Spuren hervor, wenn sie auf der Erde wandelt. Somit hat sie viele Attribute der Freyja und man vermutet, dass Eostre keine eigenständige Göttin war, sondern ein österlicher Beiname von Freyja. Solche jahreszeitlichen Beinamen sind auch von Odin bekannt.
Der Ostarasegen (ca. 1000 Jahre alt, aus dem Kloster Corvey):
Eostar, Eostar, eordan moder, geune these acera weaxendra…
Ostara, Ostara, Erdenmutter
Gönne diesem Acker zu wachsen und zu werden,
zu blühen und Frucht zu bringen.
Friede ihm!
Dass die Erde gefriedet sei und dass sie geborgen sei,
wie die Heiligen (Götter), die im Himmel sind.